Gesellschaft

Studie der Uniklinik Köln zu Diskriminierungserfahrungen und Gesundheit bei LGBs

Lange Zeit konzentrierte sich gesundheitsbezogene Forschung bei Menschen, die sich als lesbisch, schwul oder bisexuell identifizieren (ab hier: LGB-Personen, von engl. lesbian, gay, bisexual) hauptsächlich auf die psychische Gesundheit

In der Abteilung für Medizinische Psychologie an der Uniklinik Köln läuft zurzeit eine Online-Studie, die sich mit Diskriminierungserfahrungen und Gesundheit bei sexuellen Minderheiten beschäftigt. (Foto: Lena Haarmann)
In der Abteilung für Medizinische Psychologie an der Uniklinik Köln läuft zurzeit eine Online-Studie, die sich mit Diskriminierungserfahrungen und Gesundheit bei sexuellen Minderheiten beschäftigt. (Foto: Lena Haarmann)

Lange Zeit konzentrierte sich gesundheitsbezogene Forschung bei Menschen, die sich als lesbisch, schwul oder bisexuell identifizieren (ab hier: LGB-Personen, von engl. lesbian, gay, bisexual) hauptsächlich auf die psychische Gesundheit: Hier wurde in wissenschaftlichen Studien bereits häufig gezeigt, dass LGB-Personen im Vergleich zu heterosexuellen Personen im Schnitt eine schlechtere psychische Gesundheit aufweisen. Demgegenüber wurde die physische Gesundheit von LGB-Personen noch deutlich seltener untersucht, bzw. nahmen die Studien zumeist sexuell übertragbare Krankheiten in den Fokus. Seit einigen Jahren mehren sich allerdings Studien, welche auch den physischen Gesundheitszustand von LGB-Personen untersuchen und dem physischen Gesundheitszustand von heterosexuellen Personen vergleichend gegenüberstellen. Hier zeigt sich, dass LGB-Personen ihre eigene Gesundheit im Allgemeinen schlechter einstufen sowie über eine höhere Anzahl akuter chronischer Gesundheitszustände und körperlicher Symptome berichten. Es gibt z.B. Assoziationen zu vermehrten chronischen Krankheiten und Allergien, Asthma-Diagnosen sowie Arthrose, schweren Magen-Darm-Problemen und Kopfschmerzen.

Es gibt also bereits einige Hinweise, welche die physische Gesundheit von LGB-Personen im Vergleich zu heterosexuellen Personen als defizitär beschreiben. Als möglicher Erklärungsfaktor für diese Ungleichheit wird häufig „Minority Stress“ genannt. Die Minority-Stress-Theorie besagt, dass das Erleben von Stigmatisierung und Diskriminierung oder bereits die Angst davor, Stigmatisierung zu erfahren, Gefühle von Distress (d.h. negativer Stress) auslösen, die tiefgreifende Folgen für das persönliche Wohlbefinden haben können. Es mangelt hier jedoch noch an wissenschaftlichen Studien, die untersuchen, wie sich Minority Stress und Diskriminierungserfahrungen auf die physische Gesundheit auswirken können.

Aus diesem Grund läuft bei uns an der Uniklinik Köln zurzeit eine Studie zu Diskriminierungserfahrungen und Gesundheit bei Menschen, die sich als lesbisch, schwul oder bisexuell identifizieren. In dieser Studie interessieren wir uns dafür, ob es einen Zusammenhang zwischen Diskriminierungserfahrungen und dem gesundheitlichen Wohlergehen bei Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung gibt. Wir gehen also u.a. der Frage nach, ob Menschen, die in ihrem Leben ein höheres Ausmaß an Diskriminierung erlebt haben, ihre Gesundheit durchschnittlich anders bewerten als Menschen, die weniger Diskriminierung erfahren haben.

Hierzu laden wir herzlich alle Menschen ein, die sich als lesbisch, schwul oder bisexuell identifizieren und mindestens 18 Jahre alt sind. Wir freuen uns dabei sehr über die Teilnahme von Menschen aller geschlechtlichen Identitäten.
Wenn Sie sich angesprochen fühlen, freuen wir uns sehr, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen. Ihre Teilnahme kann langfristig dazu beizutragen, die Position und Perspektive von sexuellen Minderheiten im Gesundheitskontext zu stärken!
Die Daten werden pseudonymisiert erhoben, und Sie können bei der Beantwortung der Fragen nichts falsch machen! Das Ausfüllen des Fragebogens dauert ca. 20-30 Minuten.
Zum Start der Befragung sowie zu weiteren Studieninfos gelangen Sie über den nachfolgenden Link: https://www.soscisurvey.de/MinStress_Health/

Lena Haarmann

Lena Haarmann ist Psychologin und Sozialwissenschaftlerin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Medizinische Psychologie | Neuropsychologie & Gender Studies an der Uniklinik in Köln. Dort hat sie sich für den Aufbau der Arbeitsgruppe „AG Gesundheitsbezogene Aspekte bei LGBTIQ-Personen“ eingesetzt und hofft diese AG in Zukunft weiter ausbauen zu können (mehr Infos unter: https://medizinische-psychologie.uk-koeln.de/forschung/ag-gesundheitsbezogene-aspekte-bei-lgbtiq-personen/). Als lesbische Frau und Tochter einer lesbischen Mutter ist es ihr ein großes Anliegen, die Perspektive von sexuellen Minderheiten im Gesundheitskontext zu stärken und sich für ein diskriminierungsfreies Miteinander einzusetzen.

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