Prag/Berlin (SID) Der Hintergrund ist völlig schwarz, Jakub Jankto schaut fokussiert und ohne Angst genau in die Kamera. In einem 44-Sekunden-Clip verkündet der tschechische Fußball-Nationalspieler dann, was ihm schon lange auf der Seele brannte: „Ich bin homosexuell und möchte mich nicht länger verstecken.“
Mit seinem Outing sorgt der 27-Jährige dabei für eine Besonderheit. Denn im Profifußball ist Homosexualität weiter ein Tabu-Thema. Seinen aktuellen Verein Sparta Prag hatte Jankto bereits vor einiger Zeit informiert.
Jakub Jankto sorgt mit Coming-out für Besonderheit
„Jakub hat offen mit der Vereinsführung, dem Trainer und den Mitspielern über seine sexuelle Orientierung gesprochen. Du hast unsere Unterstützung. Lebe dein Leben, Jakub“, schrieb der tschechische Rekordmeister bei Twitter.
Erst 2021 hatte Mittelfeldspieler Josh Cavallo als erster aktiver Fußballprofi in der australischen A-League sein Coming-out gegeben, ein Jahr später dann der englische Stürmer Jake Daniels, der für die Juniorenmannschaften des FC Blackpool aufläuft. Jankto ist der dritte aktive Profi, der mit seiner Homosexualität an die Öffentlichkeit geht.
Momentan ist Jankto vom spanischen Erstligisten FC Getafe an Prag ausgeliehen, zuvor hatte er für Udinese Calcio und Sampdoria Genua in der italienischen Serie A gespielt. Für Tschechien bringt er es bisher auf 45 Länderspiele, auch bei der EM 2021 war er dabei.
„Wie jeder andere auch, habe ich meine Stärken. Ich habe meine Schwächen. Ich habe eine Familie. Ich habe meine Freunde. Ich habe einen Beruf, den ich seit Jahren mit Ernsthaftigkeit, Professionalität und Leidenschaft so gut wie möglich ausübe“, sagt Jankto in seinem Instagram-Video: „Wie jeder andere auch, möchte auch ich mein Leben in Freiheit leben. Ohne Ängste. Ohne Vorurteile. Ohne Gewalt. Aber mit Liebe.“
Die wurde ihm vielfach zu Teil. „Was für ein Spieler! Was für eine Persönlichkeit!“, twitterte der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der sein Outing nach der aktiven Karriere hatte.
Bayern-Coach Julian Nagelsmann nannte den Schritt von Jakub Jankto „mutig, aber das sollte Normalität sein“ – und hielt ein flammendes Plädoyer für eine „bunte“ Gesellschaft. Die FIFA dagegen musste sich für ihren Unterstützungs-Tweet im Lichte der jüngsten WM in Katar Scheinheiligkeit vorwerfen lassen.
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